Femizid

Mediävistik | Akademisches Jahr 2025/2026

Sprecherin

Prof. Dr. Julia Burkhardt

LMU München

Mittelalterliche Geschichte

Interdisziplinäre Annäherungen an ein globales historisches Phänomen

In fast allen historischen Epochen und fast allen Regionen der Welt wurden (und werden) Frauen von Männern aufgrund ihres Geschlechts oder damit verbundener Rollenvorstellungen getötet: Femizid ist somit ein globales historisches Phänomen. Dennoch wurden historische Beispiele für die geschlechtsbezogene Tötung von Frauen lange Zeit nicht als Phänomen mit einer spezifischen Funktionslogik betrachtet. Eine systematisch vergleichende und interdisziplinäre Aufarbeitung historischer Fälle fehlt bislang.

Die CAS Research Group zielt daher darauf ab, interpersonelle Konstellationen, Umstände und Kontexte der jeweiligen Morde, rechtliche Sanktionen sowie gesellschaftliche Reflexionen von Femiziden in der Zeit von ca. 1200–1700 interdisziplinär und global zu untersuchen. Die Arbeit der Research Group versteht sich als explorativ, da das Thema erstmals in einem übergreifenden Zeitrahmen bearbeitet wird. Mit ihrer transkulturell und diachron vergleichenden Perspektive kann sie zeitgenössische Geschlechtervorstellungen und -hierarchien sowie deren gesellschaftliche Reflexionen analysieren. Durch die Frage nach Mustern, zeit- und kontextabhängigen Faktoren wird ein wesentlicher Beitrag zur internationalen Femizidforschung in historischer Perspektive geleistet.

Abbildung

Jan van Boendale (1279–ca. 1350), Brabantsche Yeesten, Buch IV, KBR ms. IV 684, fol. 21v.

KBR – Koninklijke Bibliotheek van België