Als Ergebnis dieser Ereignisse ist der Glaube an Demokratie als Patentlösung zur Stabilisierung und Modernisierung von Nationen deutlich geschwächt. In vielen europäischen Ländern schwindet die Überzeugung, dass die Beteiligung aller an der politischen Entscheidungsfindung nötig ist, bis hin zur beabsichtigten Einschränkung von Bürgerrechten für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Verbunden damit ist häufig ein Vertrauensverlust in die Autorität des Rechts als einem konfliktlösenden und interessenausgleichenden Instrument. Dieser Sinneswandel lässt sich auch in der Außenpolitik beobachten. Noch vor einem Jahrzehnt wurde versucht, im Vertrauen auf ihre stabilisierende und modernisierende Kraft, demokratische Institutionen in anderen Ländern mit externen, teils militärischen, Interventionen zu errichten. Dieser herbeigeführte Veränderungsprozess droht allerdings in vielen Fällen zu stocken oder gar zu scheitern. Umgekehrt scheint es sogar so zu sein, dass die demokratische Regierungsform selbst in westlichen Ländern an Strahlkraft verliert und offen antidemokratische Parteien an Zustimmung und Macht gewinnen.
Der geplante CAS Schwerpunkt soll Erklärungsansätze für diese Dynamiken aus der Sicht verschiedener Disziplinen liefern und so den interdisziplinären Diskurs zu einer der großen aktuellen Fragen fördern. Dazu sind drei verschiedene Themenstränge angedacht.
- Themenstrang 1: Perzeption wirtschaftlicher Unsicherheit und wachsender Ungleichheit
- Themenstrang 2: Exogene und endogene Bedrohungen demokratischer Strukturen
- Themenstrang 3: Das Verständnis von Demokratie