International Organizations as Orchestrators

Der Schwerpunkt "International Organizations as Orchestrators" hat zum Ziel, die Rolle etwa der Vereinten Nationen (VN) oder der Welthandelsorganisation (WTO) als "orchestrators" zu analysieren.

Dabei wird unter Orchestrierung eine besondere Form der Governance verstanden, die von internationalen Organisationen immer häufiger eingesetzt wird. Internationale Organisationen handeln dann als "orchestrators", wenn sie versuchen, die Governance-Aktivitäten von "intermediaries" durch Argumente oder durch Anreize zu koordinieren oder doch zumindest zu erleichtern.

Das heißt, internationale Organisationen regieren hier zum einen nicht selbst, sondern sie unterstützen andere Governance-Akteure in ihren Governance-Bemühungen, und sie tun dies zum anderen nicht durch harte, sondern durch weiche Governance-Instrumente. Die Unterstützung der Vereinten Nationen für den sogenannten Kimberley-Prozess mag hierfür als Beispiel dienen.

Um ihr Embargo gegen so genannte Blutdiamanten effektiver zu machen, unterstützten die Vereinten Nationen private Unternehmen und zivilgesellschaftliche Akteure bei der Etablierung einer Institution, welche die Zertifizierung von Diamanten aus legalen Quellen vornimmt, so dass diese von Diamanten aus illegalen Quellen unterschieden werden können. Damit wird nun die Diamantenindustrie angehalten, auf Blutdiamanten zu verzichten. Orchestrierung ist also eine zugleich indirekte und weiche Form der Governance; sie ist damit zu unterscheiden von der traditionellen Governance durch Regulierung, bei der die Regelungsadressaten (zum Beispiel die Diamantenindustrie) direkt und mit harten Regelungen (zum Beispiel einer verbindlichen Zertifizierungspflicht) gesteuert werden.

Während sich Orchestrierung für internationale Organisationen zu einem wichtigen Steuerungsinstrument zu entwickeln scheint, wird sie von der politikwissenschaftlichen und rechtswissenschaftlichen Forschung noch kaum berücksichtigt. Sie wird entweder gänzlich übersehen oder mit Governance durch Selbstregulierung (die weich, aber direkt ist) bzw. mit Governance durch Delegation (die indirekt, aber hart ist) vermengt. Um Forschung über internationale Organisationen als "orchestrators" zu etablieren, wird dieses Projekt unterschiedliche Formen der Orchestrierung durch internationale Organisationen beschreiben, um einerseits die Bedingungen identifizieren zu können, unter denen internationale Organisationen auf Orchestrierung zurückgreifen, sowie andererseits die Bedingungen zu ermitteln, unter denen Internationale Organisationen verschiedene Formen der Orchestrierung einsetzen. Dabei sollen Internationale Organisationen wie VN, WTO, WHO, ILO, IWF, UNEP oder die EU in den Blick genommen werden.

Sprecher

Arbeitsgruppe

  • Prof. Kenneth Abbott (Law, Arizona State)
  • Prof. Dr. Philipp Genschel (Political Science, Bremen)
  • Prof. Duncan Snidal(Political Science, Oxford)

Veranstaltungen

  • Workshop – "International Organizations as Orchestrators"
    (Wintersemester 2011/12)
  • Internationaler Workshop – "International Organizations as Orchestrators"
    (Sommersemester 2012)

Presse

  • Der volle Klang der leisen Stimmen, in: Einsichten 2 (2012), S. 37-41.