Gesprochene Sprache – ein dem Menschen eigenes Verhalten – bildet die Grundlage für unsere Interaktion mit der Umwelt sowie für unsere Identität als Individuen. Daher kommt der Erforschung kindlicher Sprachentwicklung und von Sprechstörungen, die sich auf so viele Aspekte des Alltags auswirken, zentrale Bedeutung zu. Systematische, im Spracherwerb und bei Sprechstörungen auftretende Fehler geben uns Einblick in die Sprachverarbeitung im Gehirn. Fehlermuster spielen daher auch eine zentrale Rolle für unser Verständnis davon, wie sprachliche Vielfalt entsteht, Lautwandel vonstatten geht und wie das Zusammenspiel physiologischer und kognitiver Faktoren die Lautmuster menschlicher Sprache prägt. Unser Wissen über Spracherwerb und Sprechstörungen stößt derzeit jedoch an Grenzen, da Lautspracherwerb, Sprechstörungen und das gesunden Sprachsystem getrennte Forschungsgebiete sind. Diese Trennung soll in diesem Schwerpunkt durch die Zusammenarbeit führender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen aufgehoben werden: Ziel ist es Lautspracherwerb, Sprechstörungen und die gesunde Sprachproduktion und -perzeption in einem einheitlichen Modell zu erfassen. Mit diesem Schwerpunkt legen wir den Grundstein für ein umfassendes Forschungsprogramm, in dem sich moderne phonetische Erkenntnis eng mit neurobiologischer und klinischer Forschung verzahnt, und dabei der Sprachenvielfalt Rechnung trägt.