Erst das Verständnis für das Immunsystem und die gezielte medikamentöse Kontrolle der Abstoßungsreaktion ermöglichen es heute, die Transplantation als "Routineverfahren" bei terminalen Organversagen einzusetzen. Neben der medizinischen Machbarkeit muss sich die Transplantationsmedizin aber auch in starkem Maße mit gesellschaftlichen, ethischen und rechtlichen Fragestellungen auseinandersetzen. Fragen der Verteilungsgerechtigkeit (Utilitaritätsprinzip versus Dringlichkeit) oder der Organspende (z.B. Widerspruchslösung, Organspende nach Hirntod, bezahlte Organspende) bedürfen der weiteren fachübergreifenden Diskussion um gesellschaftliche Akzeptanz und Legitimation zu erzielen.
Mit dem Blick in die Zukunft gerichtet stellt sich gerade in der Transplantationsmedizin immer wieder die Frage: Wie viel Pioniergeist ist erlaubt? Wo sind die Grenzen des Möglichen und des ethisch Vertretbaren. Wie kann medizinische Innovation vom Labor zum Krankenbett so sicher wie irgend möglich transferiert werden? Wie kann die Gesellschaft bei der Beantwortung komplexer Transplantations-medizinischer und ethischer Fragestellungen unterstützt werden?
Im Rahmen des CAS-Schwerpunktes sollen diese Fragen mit einem breiteren interdisziplinären Publikum diskutiert und in einen gesellschaftlichen, ethischen und rechtlichen Rahmen gestellt werden. Der CAS-Schwerpunkt soll dazu dienen, ein interdisziplinäres Netzwerk an der LMU zu etablieren, das auch in Zukunft den Grundgedanken des CAS-Schwerpunktes weiter führen kann und darüber hinaus sich qualifiziert, eine nationale, politische Beratungsfunktion in Fragen der Transplantationsmedizin zu übernehmen.
Presse
Medizin am Limit, in: CAS Aviso 8 (2013), S. 1-4.